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It Takes Two To Tango ...

... Tangofeeling für jede und jeden zum Ausprobieren

· Social Dancing,Round Dance,Gedanken,Konzepte

Gedanken zum Tangoworkshop vom 10. August 2019 - It Takes Two To Tango

In der Planungsphase zu der Tangoeinheit für jede und jeden zum Ausprobieren kam immer wieder folgendes Argument auf: Tango ist so unglaublich schwer zu lernen! Das ist doch nichts für Anfänger!

Das hört man häufig und vor allem von Anfängern, mehr noch von sehr vielen Trainern und Lehrenden. Um so erstaunlicher, dass einer meiner Lehrer mit Tango anfängt. Meine Skepsis damals löste sich in weniger als einer Stunde in Luft auf – ja Tango ist definitiv für einen Einstieg in eine faszinierende Welt der Bewe-gung und des non-verbalen Gesprächs zwischen zwei Menschen und allen anderen Menschen auf einer Tanzfläche geeignet! Ganz gleich ob „man“ schon etwas tanzt so einfach zum Spaß oder wirklich noch nie diesen ersten Schritt gewagt hat.

Wenn nun tatsächlich die Schritte und Figuren um einiges leichter zu erlernen sind als zum Beispiel in Foxtrott oder Walzer und Tango-Musik in all ihren Varianten dazu so sehr eindeutig und einladend ist, sich genau in diesen Schritten und Figuren gehend zu bewegen, in der ungemein anziehenden Musik aufge-hend– weshalb glauben Menschen denn so felsenfest, dass Tango so überaus schwer ist?

Zunächst einmal sieht die Bewegung im Paar hinreißend aus, teils elegant gleitend, schleichend, vorsichtig tastend, mühelos geschmeidig wie Tiger auf der Jagd pirschend, teils mit plötzlichen Bewegungen, Posen und Schritten im Stakkato, plötzlich, abrupt und explosiv den Bewegungsfluss ändernd fließen die Bewe-gungen durch die Körper des so tanzenden Paares und erfüllen dieses voll und ganz. Das muß doch einfach schwierig zu erlernen sein, oder?

Ein Hauch von Abenteuer, Verruchtheit, Gefahr, Sinnlichkeit, Verführung, Dramatik und gespannter Erwar-tung liegt plötzlich in der Luft. Nun, dass macht es beinahe unmöglich das zu erlernen, geschweige denn selber umzusetzen geschweige denn auszudrücken, oder?

All das, der unglaubliche Effekt, diese gewisse Tangoatmosphäre, läßt sich mit einigen wenigen Schritten, bzw. Figuren und einer „Tangohaltung“, sprich einer kompakten sicheren Haltung für beide Partner im Paar und dem praktischen Wissen, dass prinzipiell nicht frontal in Tanzrichtung sondern „schräg“ zur Mitte orientiert – selbst wenn es geradeaus geht – getanzt wird, also prinzipiell in einer Linkskurve und das alles in Gehschritten.

Hört sich das kompliziert an? Nun, wie heißt es so schön in Anwendung eines Sprichwortes von Konfuzius: Erzähle es mir – und ich werde es vergessen. Zeige es mir – und ich werde mich erinnern. Lass es mich tun – und ich werde es behalten.

Genau in diesem Sinn haben wir also diese Tangoeinheit geplant, einfach um unseren Tänzern, bei denen eine gewisse Nervosität durchaus spürbar war ob sie das wirklich hinbekommen würden, diesen wunder-bar andersartigen Rhythmus so nahezubringen. Sie selber sollten hautnah erleben können wie sie aktiv gestaltender Teil dieses Rhythmus und dieser verführerisch schillernden Atmosphäre werden und natürlich Lust auf mehr zu bekommen:

Erzähle es mir:

Verbale Information sparsam, exakt auf den Punkt fokussiert, was die neuen Tänzer explizit benötigen um das Gehörte effektiv umsetzen zu können. Trainer bzw. Unterrichtende sollten Lehrerwissen und Schüler-wissen peinlich und sauber voneinander trennen um unnötigen Overload zu vermeiden, neigen jedoch manchmal dazu einfach viel zu viel zu sprechen. In diesem Zusammenhang is weniger definitiv mehr. Das erleichtert das eigene Lernen immens. Auf die Wahl der Worte und sprechenden Beispiele legen wir sehr viel wert - das ist bereits 25% des Tänzererfolges.
 

Zeige es mir:

Trainer bzw. Lehrende kennen sich, ihren Körper und die eigene Materie so exakt und genau, dass die Schritte, Figuren, Körperhaltungen und Bewegungen etc. beliebig oft in gleicher Qualität demonstrieren und eindeutig korrekt erklären können. Prinzipiell ist es gut wenn Trainer bzw. Unterrichtende sich und ihre Art zu unterrichten regelmässig hinterfragen und daran arbeiten immer besser zu werden. Die neuen Tänzer lernen durch beobachten und nachahmen – die Tänzer sollen das Richtige richtig lernen, erfassen und zufriedenstellend erfragen können, damit ihr eigenes Lernen effektiv und erfolgreich wird. Und das alles von Anfang an!
 

Lass es micht tun:

Übung macht den Meister, also die Tänzer ausprobieren, üben, dann in Abwandlungen zu unterschied-licher Musik üben lassen. Wo auch immer sich dauerhaft Fehler einschleichen könnten unmittelbar positiv motivierend und auf unterschiedliche Weise einwirken, korrigieren und nach Möglichkeit als Trainer, Lehrende mit allen Tänzern tanzen, denn hier gehört auch das praktische „Abfühlen“ einfach zum Erfolg dazu.

Da werden dann sicher einige Trainer und Unterrichtende meinen: Aus welchem Grund sollte denn ein „Fehler“ gleich verbessert werden, Hauptsache die Figuren sind vermittelt! Das kann man doch alles später noch nachholen, wenn ein höheres Tanzniveau erreicht ist.

Das hat eine eindeutige Antwort: Nein, das tut es nicht! Einmal falsch oder fehlerhaft Erlerntes ist so gut wie nicht mehr zu korrigieren. Davon sind die Lehrbücher und nicht nur die der Tanzpädagogik und Didak-tik gefüllt. Es kommt hinzu, dass es sich für die Tanzenden in der Regel nicht gut anfühlt, nach Außen nicht gut aussieht und von Anfang an die Lust an Neuem, mehr getanzter Kommunikation und den Appetit auf Mehr einfach wegnimmt. Schlimmer noch, die Tanzenden fühlen wie alle Lernenden intuitiv dass ihnen etwas vorenthalten wird, ob sie gut, richtig und ohne Vorbehalte angeleitet werden – dabei sollte zwischen Trainer bzw. Lehrenden und Tänzern hier Lernenden volles Vertrauen als Basis für gemeinsamen Erfolg und Freude an der Sache gelten.

Genau dieses Konzept haben wir gemeinsam mit unseren Tänzern am 10. August umgesetzt. Aus unserer Sicht war es ein Hochgenuss zuzuschauen und zu begleiten, wie aus den ersten zögernden Schritten im Laufe der 3 Stunden statt steif abgespulter Tanzschritte echtes Tangofeeling in Bewegung und Ausdruck entstanden ist, wie Anregungen aufgenommen, beobachtet, hinterfragt und anschließend in Übungsrun-den umgesetzt wurden, die Gesichter natürlich wie es zum Tango auch dazugehört konzentriert, fokussiert und ernst wirkten, nur um gleich darauf in glücklichem Strahlen aufzuleuchten. Für uns war die Krönung des Tages mitzuerleben, dass eingespielte Musik von den Tänzern mit Hilfe der vermittelten Figuren und Bewegungskonzepte selbstbewußt individuell interpretiert zu Tangoatmosphäre Live entstanden.

Wir bedanken uns für Euer aller Engagement, die Begeisterung und Freude mit der Ihr bei der Sache wart und wünschen Euch eine wunderbare Zeit, weiter noch viele tolle Erlebnisse mit diesem atemberauben-den Rhythmus. Vielleicht sehen wir uns am 14. Dezember zu Tango II und vielleicht auch zu unserem Wochenende Intensiv mit zwei faszinierenden Rhythmen für ein Tanzerlebnis der ganz anderen Art - Tango und Westcoast Swing am 02. – 03.November 2019, bei den Tapsy Turtles wieder.